Rund 60 Kilometer östlich von Málaga gelegen, ist die Kleinstadt Nerja einer der liebenswerten Ortschaften, die die Costa del Sol säumen. Obwohl auch hier der Tourismus das Sagen hat, konnte sich das einstige Fischerdorf einen guten Teil seines ursprünglichen Charmes bewahren. Die weiß gekalkten Häuser sind eingebettet zwischen dem azurblauen Mittelmeer und sich auftürmenden Bergen – Nerja verspricht Andalusien vom Feinsten.

Berühmt ist Nerja vor allem für den Balcón de Europa, seine Hauptattraktion. Die Aussichtsplattform auf einem 20 Meter hohen Felsvorsprung bietet einen Weitblick über das Meer und trägt ihren Namen bereits seit dem Jahr 1884, als ihn König Alfonso XII. diesen Ort voller Bewunderung so bezeichnete. Während man von hier auf einer mondänen Promenade in das hübsche Stradtzentrum flanieren kann, verstecken sich zu Füßen des Balcón de Europa auf beiden Seiten malerische Strände.

Insgesamt erstrecken sich an der Küste Nerjas Sandstrände auf mehr als zehn Kilometern Länge, die jede Menge Gelegenheit zum Entspannen bieten. Zu den besonders reizvollen – aber zugegebenermaßen auch steinigen – Stränden zählen die Playa de Las Alberquillas und die Playa del Molino de Papel östlich der Stadt mit ihrer herrlichen Naturkulisse. Zwischen beiden ragt mit der Torre de la Miel die Ruine eines historischen Wachturms aus der felsigen Küste heraus.

In Nerjas Zentrum wendet man sich derweil am besten der örtlichen Kulturgeschichte zu, indem man der Iglesia El Salvador einen Besuch abstattet. Hinter der strahlend weißen Fassade verbirgt sich ein überraschend geräumiger Innenraum, der mit Wandgemälden von Francisco Hernández verziert ist. Danach lohnt sich ein Bummel durch die Gassen der Altstadt, wo man nicht nur die aufwendig in das Pflaster eingelassenen Muster bewundern, sondern sich die Gelegenheit zur Einkehr nicht entgehen lassen sollte. Wie in jedem größeren Ort mangelt es auch in Nerja nicht an Gelegenheiten, es sich auf einer der Freiterrassen gemütlich zu machen und mediterrane Köstlichkeiten zu genießen.

Wer sich näher für Geschichte interessiert, sollte sich das Museo de Nerja nicht entgehen lassen. Das Stadtmuseum zeichnet die Entwicklung der Gegend von der Steinzeit bis in die Gegenwart nach und nimmt mehr als einmal Bezug auf die Höhle von Nerja. Die Tropfsteinhöhle östlich der Altstadt ist ein absolutes Muss. Sie verzückt neben atemberaubenden Formationen mit Zeugnissen menschlicher Besiedlung wie Jahrtausende Jahre alten Wandmalereien. Wenngleich von dem Höhlensystem nur ein kleiner Teil für die Öffentlichkeit erschlossen ist, erwartet Besucher Spektakuläres. Die Cueva de Nerja zählt nicht ohne Grund zu den imposantesten Schauhöhlen in ganz Spanien. Das Höhlengelände ist im Sommer zudem Schauplatz eines Musikfestivals. Das Festival de Música Cueva de Nerja ist mittlerweile eines der populärsten Events der Region.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die barocke Kapelle Ermita de las Angustias im Westen der Stadt. Direkt nebenan findet sich ein Relikt aus der Wirtschaftsgeschichte Nerjas. Die historische Zuckerfabrik Fábrica Ntra. Sra. de las Angustias ist eines der wenigen Zeugnisse, die an die kaum bekannte Tatsache erinnern, dass an der Costa del Sol einst die Zuckerherstellung blühte. Ein imposantes Stück Technikgeschichte verkörpert schließlich der noch immer funktionsfähige Acueducto del Águila. Das vierstöckige Aquädukt aus dem 19. Jahrhundert überspannt eine Schlucht östlich der Altstadt.

Das unmittelbare Umland von Nerja lockt nicht nur mit malerischen Bergdörfern wie dem nur wenige Autominuten entfernten Frigiliana, sondern beeindruckender, vielfach unberührter Natur. Allein der Parque Natural de las Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama verspricht viele Möglichkeiten zum Wandern. Der weitläufige Naturpark erstreckt sich über 400 Quadratkilometer.